Kolumne "Gott und die Welt" / RP

Vom Untergang eines Luxusdampfers

Vor gut zwei Wochen las ich in einer christlichen Wochenzeitung ein Interview mit dem Priester Liudger Gottschlich aus dem Bistum Paderborn. Auf die Frage, wie es heute um sein Verhältnis zur Kirche bestellt sei, zeichnet er als Antwort ein Bild: „Ich habe so ein Bild vor Augen: Gott hat dem Luxusdampfer Kirche einen Eisberg hingeschoben und er geht unter. Die eine Seite schreit: Wenn wir die Schornsteine in Vatikan-Farben streichen, passiert uns nichts. Die andere sagt: Wenn wir alle Männer über Bord werfen und den Frauen das Ruder überlassen, passiert nichts – und all das, während das Schiff todsicher sinkt. Ich stehe in diesem Bild daneben und denke mir: Warum lernt ihr eigentlich nicht schwimmen? Denn was kratzt mich der Schiffbruch, wenn Gott der Ozean ist, in dem wir treiben?" Dieses Bild – sicher, es ist mit starken und vielleicht auch etwas vereinfachenden Strichen gezeichnet – hat mich sehr getroffen und lässt mich seitdem nicht los. Ja, ich beteilige mich hier in unserer Pfarrei vor Ort aber auch in unserem Bistum an Gesprächen über die Frage, wie und mit welcher Ausrichtung unsere Kirche eine Zukunft hat. Ich frage mich, wo ich mich in der Wahl der Heil- und Reparaturmittel für den schon havarierten Luxusdampfer – bei aller Überzeichnung in dem Bild von Gottschlich – verorten würde. Vielleicht nicht immer ganz klar und deutlich, aber dennoch bei den Bewahrern dessen, was lange schon getragen hat und sich doch schon früher als richtig und hilfreich erwiesen hat, vor allem mit der Verortung in der römischen reinen Lehre auf der einen? Oder bei denen, die aus der kulturellen und demokratischen Tradition der letzten fünfzig Jahre in unserer deutschen Kirche, die entscheidende Richtungsanzeige für die sicheren Wege in die Zukunft ableiten? Im Interview positioniert sich Liudger Gottschlich nicht in dieser Debatte. Ihm ist der unausweichliche Schiffbruch der Gestalt von Kirche um deren Reform aktuell heftig diskutiert wird, weit aus bedeutender. Für ihn ist der Luxusdampfer nur das Gefährt, dass uns, die Gläubigen am „selbst-schwimmen" hindert. Die Christen gehindert zu haben mündige, erwachsene Glaubende zu sein – die im Bild gesprochen, selbstständig im großen Ozean Gottes schwimmen können – könnte sich als der größte Fehler der Kirche in den letzten Jahrzehnten erweisen. Aber, noch ist es nicht zu spät! Das Interview macht mir Mut „selbstständig mit Schwimmübungen" in Gottes ozeangroßer Liebe zu uns Menschen zu beginnen.
Pfr. Stefan Sühling


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